Spitzenklöppeln, Archäologie und ein Konzerthaus: Mit diesen herausragenden Traditionen, Merkmalen und Kulturdenkmälern fördern Oberpfälzer Gemeinden im Landkreis Cham die lokale, regionale und grenzüberschreitend-überregionale Entwicklung. Zusammen mit dem Arbeitskreis Landeskunde Ostbayern (ALO) der Universität Regensburg besuchten wir am 03.07.2017 Tiefenbach, Grafenried/Lučina und Blaibach.
Die Aufnahme ins Bundesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes war im letzten Jahr die
Würdigung von höchster offizieller Seite: Das Spitzenklöppeln im Oberpfälzer Wald mit
seiner über hundertjährigen Geschichte steht beispielhaft für die wichtige Funktion, die
handwerklichen Traditionen in Bezug auf die Herausbildung und Wahrung regionaler
kultureller Identität zukommt. Zusammen mit dem Tiefenbacher Bürgermeister Ludwig
Prögler und Dr. Bärbel Kleindorfer-Marx, Kulturreferentin des Landkreises Cham, wurde
gezeigt, wie die Gemeinde ihr individuelles kulturelles Erbe als herausragenden
Standortfaktor zur strukturellen Entwicklung in der Region nutzt.
Wie Kultur und Geschichte auch grenzüberschreitend gewinnbringend aufgearbeitet werden können, erläuterten der Erste Bürgermeister von Waldmünchen, Markus Ackermann, und Gästeführer Franz Reimer. Ein idyllischer Wanderweg führt über den Grenzübergang bei Untergrafenried nach Westböhmen zur Wüstung Grafenried/Lučina. Ehemals auf der böhmisch-bayerischen Grenze gelegen, wurde das Dorf nach dem Zweiten Weltkrieg bei der Errichtung der Grenzbefestigungen der Tschechoslowakei geschliffen. Seit 2011 werden die architektonischen Überreste, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, vornehmlich von ehrenamtlichen Archäologen ausgegraben und erforscht. Im Rahmen des „Aktionsbündnis Čerchov plus: Grenzüberschreitende Natur-Aktiv- Region Gibacht/Čerchov“, Teil des EU-Förderprogrammes Ziel ETZ 2014 – 2020, soll aus der Wüstung Grafenried/Lučina ein didaktisch aufbereitetes Naturerlebnis und kulturhistorisches Mahnmal entstehen.
Die rund 2000 Einwohner zählende Gemeinde Blaibach war der letzte Stopp der Exkursion.
Sie besitzt seit 2014 eine Institution der besonderen Art: Das Konzerthaus Blaibach fand
international wegen seiner herausragenden Architektur besondere Beachtung und stellt
einen wichtigen Faktor der Dorf- und Regionalentwicklung durch Kultur dar. Erster
Bürgermeister Wolfgang Eckl legte dar, wie die kleine Gemeinde durch die Teilnahme am
Städtebau-Modellprojekt „Ort schafft Mitte“ und immense ehrenamtliche Leistungen den
Bau realisieren konnte. Das markante Haus ist dabei nicht nur zukunftsträchtige Kulturstätte, sondern nimmt auch Bezug auf die Vergangenheit des Ortes. Seine Fassadengestaltung mit Granitbruchsteinwerk ist eine Reminiszenz an die Geschichte Blaibachs als Steinhauerdorf. Der neugestaltete Platz um das Bauwerk soll als Dorfmittelpunkt fungieren und vereint durch die moderne Architektur des Konzerthauses sowie die umliegenden fachmännisch restaurierten Bauernhäuser die kulturelle und architektonische Geschichte des Ortes.
Die Presse berichtet: